Biodiversitätsberatung in Bayern
Aufgaben und Vorgehen der Biodiversitätsberatung
Die vielfältige bayerische Kulturlandschaft stellt für unsere Gesellschaft sowie für die Artenvielfalt einen großen Wert dar. Die Erhaltung dieser typischen und attraktiven Natur und Landschaft ist die zentrale Aufgabe der Biodiversitätsberatung. Interessierte Flächeneigentümerinnen und Flächeneigentümer, Landbewirtschaftende, Kommunen, Verbände und weitere Akteure können sich zu geeigneten Naturschutzmaßnahmen und staatlichen Förderprogrammen beraten lassen. Die Erhaltung unserer vielfältigen Landschaft ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe und kann nur gemeinsam gelingen. Die Biodiversitätsberatung berät und unterstützt gerne Ihren persönlichen Beitrag für die bayerische Artenvielfalt und den Biotopverbund.
Aufgaben der Biodiversitätsberatung
- Förderung der heimischen Biodiversität
- Beratung zu geeigneten und kooperativen Naturschutzmaßnahmen und deren Umsetzung durch Förderprogramme wie das Vertragsnaturschutzprogramm in Wald und Offenland sowie in der Landschaftspflege
- Aufbau und Entwicklung des Biotopverbundes im Offenland außerhalb des Siedlungsbereiches
- Erhalt und Entwicklung von hochwertigen Naturschutzgebieten und europäischen Schutzgebieten
- Erhalt und Sicherung bedrohter Tier- und Pflanzenarten
- Abstimmung und Zusammenarbeit mit lokalen und regionalen Akteuren wie der Landwirtschaft, Kommunen, Landschaftspflegeverbänden.
In Oberbayern wurden bisher an den Unteren Naturschutzbehörden von 15 Landratsämtern insgesamt 16 Biodiversitätsberatende installiert.
Zu Ihren persönlichen Ansprechpersonen und beispielhaften Umsetzungsprojekten gelangen Sie unter Biodiversitätsberatung – NaturVielfaltBayern und Biodiversitätsberatung – LfU Bayern.
Projektbeispiele Biodiversitätsberatung Oberbayern
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Magere Flachland-Mähwiesen gehörten zu den artenreichsten Lebensräumen unserer Kulturlandschaft. Durch Nutzungsaufgabe entstandene Brachflächen werden durch einmalige Mulchmahd und anschließende extensive Bewirtschaftung wieder zu artenreichen Mähwiesen. © Jonas Garschhammer
Projektzeitraum: seit 2021
Zielsetzung/ Beschreibung:
Das Hohenburger Hügelland bezeichnet eine in der letzten Eiszeit entstandene Moränenlandschaft des Inn-Gletschers. Traditionell wurden die mageren und trockenen Hänge als Viehweiden oder Heuwiesen genutzt. Im Landkreis Rosenheim befindet sich der Verbreitungsschwerpunkt artenreicher Extensivwiesen in diesem Gebiet. Durch Nutzungsaufgabe, Intensivierung und Melioration gingen große Teile der artenreichen Wiesen in den vergangenen Jahrzehnten verloren. Durch eine Wiederherstellung und extensive Mahd sollen wieder artenreiche Wiesen und Weiden im ökologisch funktionalen Zusammen entstehen.
Förderung: LNPR
Träger/ Ansprechpersonen: Landratsamt Mühldorf a. Inn, Landschaftspflegeverband Rosenheim
Weiterführende Links:
https://lpv-rosenheim.de/2021/startschuss-fuer-die-blumenwiesen-im-hohenburger-huegelland/
https://schaetze-der-eiszeitlandschaft.de/blumenwiesen-im-hohenburger-huegelland/
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... im FFH-Gebiet „Innauen und Leitenwälder“
Zur Wiederherstellung von Flachlandmähwiesen wird Sauggut auf artenreichen Spenderflächen geerntet. Das gewonnene Saatgut wird auf den vorbereiteten Maßnahmenflächen in Kooperation mit dem Wasserwirtschaftsamt Rosenheim angesät. Nach einigen Jahren sind durch den Transfer artenreiche Mähwiesen entstanden. © Matthias Nirschl
Projektzeitraum: seit 2021 (Teilflächen 2017)
Zielsetzung/ Beschreibung:
Im von Rosenheim bis Mühldorf a. Inn reichenden FFH-Gebiet „Innauen und Leitenwälder“ sind nur noch ca. 6,5 ha artenreiche Mähwiesen vorhanden, welche sich auf Sekundärstandorten wie z. B. Inndeiche beschränken. Der Freistaat Bayern (Wasserwirtschaftsamt Rosenheim) besitzt innerhalb des Gebiets großflächige, teils seit längerer Zeit wieder extensiv bewirtschafteter Grünländer. Durch die Biodiversitätsberatung wurden hier ca. 45 ha Grünland identifiziert, welches aufgrund des standörtlichen Potenzial zur Entwicklung von artenreichen Glatthaferwiesen geeignet ist. Durch Mäh- oder Druschguttransfer von artenreichen Spenderflächen im Gebiet soll sukzessive eine Aufwertung dieser Flächen zu artenreichen Flachlandmähwiesen erfolgen, die floristische Identität des Inntals gewahrt bleiben sowie die Funktion des Inntals als landesweite Biotopverbundachse gestärkt werden.
Förderung: Eigenmittel
Träger/ Ansprechpersonen: Landkreis Mühldorf, Wasserwirtschaftsamt Rosenheim
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Entwicklung einer Schutzstrategie für das Braunkehlchen in den Loisach-Kochelsee-Mooren
Braunkehlchen-Männchen, © Konrad Wothe. Im Rahmen des Projekts werden Bambusstangen im Nestbereich ausgebracht, um Landwirten zu zeigen, wo nicht gemäht werden soll, © Hannah Heither. Teilnehmende Landwirte erhalten als Dankeschön eine Wiesenbrüterplakette (s. u.), © Christopher Meyer & Hannah Heither
Projektzeitraum: seit 2021
Zielsetzung/ Beschreibung:
Die Loisach-Kochelsee-Moore sind das wichtigste Brutgebiet des Braunkehlchens in Bayern. Das Gebiet beherbergt 1/5 des bayerischen Brutbestands. Jedoch sind die Bestände in den Randbereichen durch fehlende Strukturvielfalt, frühe Mähzeitpunkte, Prädation und Wetterextreme stark gefährdet und daher rückläufig. Über das Ersatzgeldprojekt werden zunächst die Reviere erfasst und die Gelege geschützt. Weiterhin soll im Gebiet die Strukturvielfalt mithilfe bestehender Förderprogramme verbessert werden. Begleitende Öffentlichkeitsarbeit ist ein wichtiges Instrument zur Information der Bürger, Landwirte und Ehrenamtlichen. Nach der Evaluation der Maßnahmen auf den Bruterfolg soll eine Schutzstrategie für das Gebiet erarbeitet werden. Im Jahr 2021 konnten acht Nester geschützt und 12 flügge Jungvögel beobachtet werden.
Förderung: Ersatzgelder
Kooperation: Wiesenbrüterberatung, Ehrenamtliche, Gebietsbetreuung, LBV, Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK), Landesamt für Umwelt