Blühpakt Bayern: Starterkit – 100 blühende Kommunen
Ein Projekt für die Artenvielfalt
Insekten sind für den Erhalt des ökologischen Gleichgewichts, für die Bestäubung einer Vielzahl von Pflanzen sowie als Nahrungsgrundlage für andere Tiere von entscheidender Relevanz. In den letzten Jahrzehnten sind die Artenvielfalt und die Anzahl an Insekten dramatisch zurückgegangen. Der Blühpakt Bayern möchte diesen Trend stoppen.
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Der Blühpakt Bayern engagiert sich für die Schaffung neuer Lebensräume, um die Vielfalt heimischer Insektenarten spürbar zu vergrößern. Da ein erfolgreicher Insektenschutz ein gesamtgesellschaftliches Thema ist, spricht der Blühpakt Bayern verschiedene Zielgruppen wie die Wirtschaft, die Kommunen, die Bürger und die Landwirtschaft an. Verschiedene Akteure haben sich seit 2020 bereits der Blühpakt-Allianz angeschlossen (Bayerischer Golfverband e.V., Landesverband Bayerischer Imker e.V., Evangelisch-Luth. Kirche in Bayern, Bayerischer Gemeindetag und Bayerischer Städtetag). In weiteren Allianzen möchte der Blühpakt Bayern mit Verbänden und Vereinen zusammenarbeiten, um möglichst viele Flächen insektenfreundlich zu gestalten und zu pflegen. Damit leistet der Blühpakt Bayern einen wichtigen Beitrag zur Bayerischen Biodiversitätsstrategie.
Weitere Informationen zum Blühpakt finden Sie unter www.bluehpakt.bayern.de.
Starterkit – 100 blühende Kommunen
Im Frühjahr 2022 wurden 23 oberbayerische Kommunen für das Projekt "Starterkit – 100 blühende Kommunen" ausgewählt. In diesem Rahmen sind in Oberbayern bereits knapp 74.000 m² neue kommunale Blühflächen entstanden, was einer Größe von etwa zehn blühenden Fußballfeldern entspricht.
Die ausgewählten Kommunen haben sich zudem dazu verpflichtet, ihre Projektflächen nach der einjährigen Umsetzungsphase für mindestens fünf Jahre insektenfreundlich zu pflegen.
Auf der Netzwerkkarte des Blühpakt Bayern sind die kommunalen Insektenschutzprojekte detailliert dargestellt.
Um weitere attraktive, kommunale Insektenlebensräume zu schaffen, ging das Projekt „Starterkit“ in eine zweite Runde: Bis Ende April 2023 konnten sich bayerische Gemeinden, Märkte und Städte um das „Starterkit 2“, bestehend aus einer finanziellen Starthilfe von 5.000 Euro sowie einer umfänglichen Beratungsleistung am Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz bewerben.
Anschließend wurden die Kommunen von einer fachkundigen Jury nach verschiedenen Kriterien bewertet und ausgewählt. Am 6. Juli 2023 erhielten die 100 ausgewählten Kommunen im Rahmen einer Auftaktveranstaltung für das Starterkit 2 bei einem Festakt in der Residenz München durch Umweltminister Thorsten Glauber feierlich jeweils einen Starterkit-Scheck: Pressemitteilung Nr. 131/23 des StMUV
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Seit dem 1. April 2024 ist Blühpaktberaterin Kristin Böhm für die Umsetzung des „Starterkit – 100 blühende Kommunen“ im Regierungsbezirk Oberbayern verantwortlich. Die Finanzierung der Blühpaktberatung erfolgte über die Förderinitiative REACT-EU und war bis Ende 2023 zeitlich befristet. Der Europäische Sozialfonds stellte damit als Teil der Reaktion auf die COVID-19-Pandemie Mittel zur Förderung grüner Berufe und zur Verbesserung des Umweltbewusstseins zur Verfügung. Seit 2022 gibt es in jedem bayerischen Regierungsbezirk eine Blühpaktberatung, wofür insgesamt 1,61 Millionen Euro durch die EU bereitgestellt wurden. Seit 2024 wird die Blühpaktberatung durch Eigenmittel der Regierungen finanziert.
Die Blühpaktberatung unterstützt Kommunen bei der Aufwertung, Entwicklung und Neuanlage von insektenfreundlichen Flächen, um die Vielfalt heimischer Insekten in den oberbayerischen Kommunen zu stärken. Somit werden die Kommunen neben der finanziellen Unterstützung auch fachlich und in der kommunalen Öffentlichkeitsarbeit begleitet. Auch sollen die „Blühenden Kommunen“ verstärkt vernetzt und weitere relevante Gesellschaftsgruppen für die wichtigen Aufgaben sensibilisiert werden.
Gemeinsam mit unterschiedlichen Akteuren soll aufgezeigt werden, welche Möglichkeiten jeder Einzelne hat, die Artenvielfalt und heimische Insekten zu schützen.
Weitere Fragen zur Blühpaktberatung an der Regierung von Oberbayern richten Sie bitte an die folgende E-Mailadresse: naturschutz@reg-ob.bayern.de
Beispiele aus den oberbayerischen Kommunen
Um hochwertige Lebensräume zu schaffen, die einer Vielzahl von Insekten über einen langen Zeitraum nützen, braucht es nicht nur das nötige Know-how, sondern vor allem Geduld und Zeit. Nach einer Neuanlage kann es daher, selbst mit der optimalen Pflege, mehrere Jahre dauern, bis sich z.B. ein funktionierendes „Ökosystem Blühwiese“ etabliert.
Die folgenden Beispiele zeigen auf, was sich in den Kommunen seit Projektbeginn Anfang 2022 bereits getan hat:
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Innerörtliche Fläche im Ausgangszustand (links), neu angelegtes Rondell im Zentrum; Im Hintergrund ist die Anfang Mai eingesäte Blühfläche zu sehen (rechts). Durch die Zumischung einjähriger Arten wie Klatschmohn (Papaver rhoeas), Kornblume (Centaurea Cyanus), Saat-Wucherblume (Chrysanthemum segetum), Weißer Lichtnelke (Silene latifolia ssp. alba) und Echtem Frauenspiegel (Legousia speculum-veneris) zeigen sich bereits im Juni 2022 die ersten Blühaspekte. Aber auch die ausdauernde Berg-Flockenblume (Centaurea montana) hat bereits Blüten ausgebildet. Solch ein schnelles Ergebnis fördert die Akzeptanz in der Bevölkerung. Die Zusammensetzung der Wiese wird sich allerdings mit der Zeit verändern, wenn auch die anderen mehrjährigen Arten zur Blüte kommen.
© Simon Kammermeier, Regina Gerecht
Beschreibung:
Auf dem ca. 1550 m² großen Grundstück im Zentrum der Gemeinde sollte ohne große Investitionen ein ansprechender Freiraum mit Aufenthaltsqualität entstehen. Ein Arbeitskreis aus Gemeinderat, ambitionierten Bürgern und einem Landschaftsarchitekten hat in Form eines Bürgerdialogs ein Grundkonzept entwickelt. Dieses sieht eine ca. 1100m² große Blühfläche vor. Die Fläche wird den Bürgern über ein mit gebietsheimischen Bäumen und Sträuchern eingefasstes und mit Sitzbänken versehenes Rondell zugänglich gemacht. Auch Abfalleimer, Beleuchtung sowie ein an der Straße gelegenes „Mitfahrerbankerl“ wurden eingeplant.Am Rand des Rondells wurden sechs Silberweiden gepflanzt sowie eine Hainbuchenhecke aus 50 Einzelpflanzen. Die geplante Blühfläche wurde Ende April 2022 gefräst, mit der Kreiselegge bearbeitet und Anfang Mai mit einer gebietsheimischen Saatgutmischung eingesät. Trotz Trockenheit hat sich die Fläche bereits gut entwickelt und zeigt Ende Juni die ersten Blühaspekte. Wird die Fläche wie geplant zwei Mal im Jahr gemäht und das Mahdgut entfernt, werden sich mit der Zeit auch die mehrjährigen Arten entwickeln und bereits im Folgejahr ein anderes, aber nicht weniger ansprechendes Bild abgeben.
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Artenreiche Spenderfläche mit Kleinem Klappertopf (Rhinantus minor) (rechts), Saatgutgewinnung durch den Landschaftspflegeverband Rosenheim mittels Seedprofi (links), neue Blühpakt-Projektfläche südlich des Bahnhofs mit Aufwertungspotential (s. u. in Bildergalerie)
© Martin Stuffer, Regina Gerecht
Beschreibung:
Die Gemeinde Aschau im Chiemgau hat sich mit einer ca. 5000m² großen „Rasenfläche“ zwischen Prien, Kurpark und Touristen-Information beworben. Die Fläche entpuppte sich bei der Erstberatung durch die Blühpakt-Beraterin und der Kreisfachberaterin Mitte Mai 2022 jedoch als artenreiche Wiese, bei der der Bauhof mit seiner Flächenpflege bereits vieles richtiggemacht hat: Die Fläche wurde bisher zweimal im Jahr (Ende Juli und September) gemäht und das Mahdgut entfernt. Dadurch konnten sich wiesentypische Wildblumen wie der Kleine Klappertopf (Rhinanthus minor), Wiesenbocksbart (Tragopogon pratensis) und Wiesenstorchschnabel (Geranium pratense) etablieren.Kurzerhand wurde diese, bereits naturschutzfachlich wertvolle Wiese, als „Spenderfläche“ festgelegt und angrenzende Flächen im Kurpark und südlich vom Bahnhof als „Empfängerflächen“ in das Projekt einbezogen. Bereits im Juni erfolgte die erste Samenernte mittels „Seedprofi“, einem Gerät, das mit einem insekten- und pflanzenschonenden Ausbürstverfahren Samenstände der Wildblumen und –kräuter entnimmt. Eine zweite Ernte im Juli stellt sicher, dass das Artenspektrum möglichst vollständig abgebildet wird.
Der bisherige Verlauf des Projektes zeigt, wie wichtig eine Vernetzung und das Zusammenspiel der einzelnen Akteure ist. In diesem Fall hat der Blühpakt die fachliche Expertise der Kreisfachberatung sowie das Know-how und die Gerätschaften des Landschaftspflegeverbandes Rosenheim zusammengebracht. So profitiert nicht nur die Gemeinde von kostengünstigem regionalen Saatgut, sondern auch die Natur, denn das Saatgut ist genetisch optimal auf die neuen Flächen abgestimmt.